Kreisbote Füssen vom 09.07.2019
Füssen – Die Freien Wähler Füssen und die Werbegemeinschaft „Gemeinsam wir“ fordern es schon lange: Einen Wirtschaftsförderer bzw. City-Manager, um die Lechstadt wettbewerbsfähig für die Zukunft zu machen.
Dafür startete die Werbegemeinschaft im Mai sogar eine Crowdfunding-Aktion zur Co-Finanzierung (der Kreisbote berichtete). Nachdem sich die Füssener Stadtverwaltung bisher zurückhaltend dazu geäußert hatte, bezog sie am Freitag klar Stellung: Füssen soll ein professionelles Stadtmarketing bekommen. Allerdings muss dazu noch der Stadtrat zustimmen. Er soll in seiner Sitzung am Dienstag, 30. Juli, darüber diskutieren.
Nachdem die Forderungen nach einem City-Manager immer lauter wurden, hat sich die Stadt Füssen im vergangenen Jahr von Experten beraten lassen, erklärte Bürgermeister Paul Iacob (SPD). „Es ist sicherlich Potential da, aber es muss etwas passieren“, lautete damals Dr. Markus Hilperts Fazit zur Füssener Innenstadt, nachdem er zusammen mit Professor Dr. Alfred Bauer von der Hochschule Kempten die Ergebnisse der Untersuchung „Innenstädte im ländlichen Raum – Perspektiven und Handlungsempfehlungen für das Ortszentrum Füssen“ vorgestellt hatte.
„Eine sehr gute Sache“
Die Studie, die Studenten der Uni Augsburg und der Hochschule Kempten in Zusammenarbeit mit der Stadt Füssen und der IHK erarbeitet hatten, sollte den Ist- Zustand deutlich machen und künftige Entwicklungen aufzeigen, um die Wettbewerbsfähigkeit Füssens zu steigern. Danach folgten zusammen mit den örtlichen Verbänden, dem Bund der Selbstständigen (BdS) Füssen und der Werbegemeinschaft, Workshops, in denen auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse die weiteren Schritte besprochen wurden. „Das war eine sehr gute Sache“, so der Rathauschef.
Dabei stellte sich die Frage: Genügt ein reiner City-Manager, der nur für die Innenstadt zuständig ist, oder möchte man ein Stadtmarketing aufbauen, das einen wesentlich umfassenderen Bereich abdeckt. Denn das soll die gesamte Stadt vermarkten und erfolgreich darstellen. „In unseren Augen ist das ein gangbarer und richtiger Weg“, meinte der Rathauschef. „Die Stadtverwaltung steht hinter dem Ganzen. Wir halten es für eine wichtige Angelegenheit, vorbehaltlich der Finanzierung und dem Rückhalt im Stadtrat“, so Iacob. Denn so ein Posten werde die Stadt mindestens 120.000 Euro pro Jahr kosten.
Unterstützt wird sie dabei allerdings von der Werbegemeinschaft, wie Vorsitzender Alexander Mayerhofer erklärte. Diese möchte in den kommenden drei Jahren 50.000 Euro zuschießen. 37.100 Euro seien derzeit schon gesichert, so der Vorsitzende. Da ihm aber bereits weitere Betriebe zugesagt hätten und einige Gespräche noch ausstehen, sei er optimistisch, dass die Werbegemeinschaft die 50.000 Euro, eventuell sogar 60.000 Euro zusammen bekommen werde. „Die Zuversicht ist eigentlich schon sehr groß“, sagte Mayerhofer. Dieses Thema betreffe schließlich alle Branchen. Gehe es doch darum, langfristig Arbeitsplätze zu sichern.
Auch der BdS Füssen will seinen Beitrag dazu leisten, wie Vorsitzender Andreas Ullrich erklärte. In seiner Zeit als Stadtrat sei er extrem dahinter gewesen, dass Füssen so eine Institution bekommt. „Füssen Tourismus und Marketing funktioniert. Es ist sicher sinnvoll, die wirtschaftliche Seite der Stadt genauso aufzustellen“, meinte Ullrich. Er freue sich, dass der Stadtrat nun über dieses Thema diskutieren werde. „Von uns gibt es volle Unterstützung.“ Am Donnerstag, 26. Juli, werde der BdS in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung seinen finanziellen Beitrag dazu diskutieren.
Nachdem die beiden großen Wirtschaftsverbände der Stadt hinter dem Stadtmarketing stehen, hofft der Rathauschef nun auf die Zustimmung des Stadtparlaments. „Wir wünschen uns das.“
Manager 2020 einstellen
Gibt das Gremium grünes Licht, werden die Haushaltsmittel bereit gestellt und die Strukturen vorbereitet, erklärte Hauptamtsleiter Peter Hartl. „Der oder die wird am Anfang bei der Stadt beschäftigt sein. Der Wunsch ist schon, dass wir nächstes Jahr jemanden einstellen können.“ „Es sind gute Leute da, die sich um den Job bewerben würden“, ist Mayerhofer überzeugt. Dabei sollte es sich allerdings um eine erfahrene Fachkraft handeln, die sich in dem Metier bewährt hat.
„Ich glaube, es werden sich viele bewerben“, ist auch Hartl überzeugt, schließlich habe Füssen kein schlechtes Image, fügte Iacob hinzu. Sind die Grundlagen geschaffen, soll ein Stadtentwicklungskonzept erarbeitet werden, so Hartl. „Das Wichtigste ist die Kommunikation.“
Denn das Stadtmarketing soll eine Schnittstelle zwischen Institutionen, Verbänden, Vereinen, der Stadtverwaltung und den Bürgern sein. Auf diese Weise soll es Handlungsempfehlungen erarbeiten, um die Stadt sowohl als Wirtschafts- und Lebensraum für die Bewohner als auch als Ziel für Besucher zu verbessern. „Wenn es läuft, bringt es jedem was. Das sehen viele am Anfang nicht“, meinte der Hauptamtsleiter.
So sei es beispielsweise Aufgabe eines Stadtmarketings, Füssen attraktiv für Betriebsansiedelungen aber auch für junge Familien zu machen. Ein Punkt sei dabei die Schaffung von bezahlbaren Wohnraum, fügte Ullrich hinzu. „Das macht nur Sinn, wenn das Marketing in der Stadtverwaltung eingebunden ist. Denn es muss mit den Liegenschaften zusammenarbeiten.“ Dennoch sollte das Stadtmarketing irgendwann eine eigenständige Institution wie Füssen Tourismus und Marketing werden, wünscht sich Hartl. „Stadtmarketing ist für mich eine Dauereinrichtung.“
kk