Gegen Bahnhof im Westen

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Kreisbote vom 31. Mai 2017

Gegen Bahnhof im Westen

Freie Wähler: Bei einer Bürgerinformation sehen die Teilnehmer das Projekt kritisch. Es sei zu kurzfristig gedacht
Füssen Ein eindeutiges Votum gegen
einen Bahnhaltepunkt im Westen
hat die Bürgerinformation der Frei-
en Wähler Füssen (FWF) ergeben.
Alle Anwesenden sprachen sich laut
Pressemitteilung gegen das Vorha-
ben aus, das der Stadtrat Ende April
mit 15:4 Stimmen befürwortet hatte
(unsere Zeitung berichtete).

Das Angebot klingt laut FWF zu-
nächst verlockend: Der Freistaat
Bayern fmanziert zusammen mit der
Bahn AG im Rahmen der „Stations-
offensive Bayern“ dieses Projekt.
„Allerdings müssen die sogenannten
Umfeldmaßnahmen wie die Errich-
tung von Park & Ride Parkplätzen,
Fahrradanlagen und Beleuchtung
von der Kommune gestemmt wer-
den“, sagte die FWF – Vorsitzende
Christine Fröhlich. Abgesehen da-
von, dass auch eine Kostenbeteili-
gung der Stadt beim Fuß- und Rad-
weg am Bahnübergang Froschen-
seestraße anfiele, dürften die Folge-
kosten des jährlichen Unterhalts
nicht vergessen werden. „Und wenn
sich der Haltepunkt wirtschaftlich
nicht rechnet, ist die Bahn sehr
schnell bereit, diesen wieder zu

schließen. Das ist meine Erfah-
rung“, sagte Wolfgang Sauter, ein
ehemaliger Bahnangestellter. Die
Stadt würde in einem solchen Fall
auf ihrer Investition sitzen bleiben,
die nach Meinung einer anwesenden
Bürgerin angesichts des maroden
Haushalts besser anderweitig ver-
wendet werden sollte.

Stadtrat [ürgen Doser wies darauf
hin, dass zunächst die Verwaltung
beauftragt wurde, eine genaue Kos-
tenschätzung vorzulegen, erst dann
werde endgültig darüber entschie-
den. „Das kostet der Verwaltung
Zeit und Geld, was man sich unter
Umständen hätte sparen können“,
monierte Doser. Seiner Meinung
nach werde hier sehr kurzfristig ge-
dacht. „Unser Gesamtkonzept einer
verkehrsberuhigten Zone mit dem
Augenmerk auf den Radverkehr
wird infrage gestellt.“ Außerdem
müsse man über eine Anbindung
mit dem ÖPNV nachdenken, was
zusammen mit den geplanten Park-
plätzen zusätzlich Verkehr in ein
klassisches Wohngebiet bringe. Und
die Stadt verbaue sich die Möglich-
keit, bezahlbaren Wohnraum zu

schaffen. Denn das für die Haltestel-
le benötigte städtische Grundstück
sei im Flächennutzungsplan als Bau-
gebiet ausgewiesen.

Eine Füssener Bürgerin sah die
Gefahr, dass viele Touristen aus Un-
kenntnis zu früh ausstiegen und ein
weiterer sah deshalb als Vision
schon wartende Taxis für solche
Fälle. Einig war man sich, dass der
Bedarf einer solchen zusätzlichen
Haltestelle fraglich sei. Ob man wis-
se, wie viele Bundeswehrangehöri-
ge, Fahrschüler der Realschule oder
Besucher der Jugendherberge etwa
dieses Angebot nutzen würden?
Wenn – wie prognostiziert – etwa 80
Nutzer täglich hier ein- und ausstei-
gen würden, wären das bei einem
geschätzten Fahrgastaufkommen
von etwa 2700 Personen für Füssen
insgesamt gerade einmal drei Pro-
zent, rechnete ein Anwesender vor.
„Wenn überhaupt, dann könnte ‚
man über eine Haltestelle weiter
westlich auf Höhe der Froschensee-
straße nachdenken und gleich einen
größeren Park & Ride Parkplatz
einplanen“, sagte Doser am Ende
der Diskussion. (pm)