Allgäuer Zeitung vom 28. September 2017
Rücktritt Nummer sechs
Stadtrat Jetzt verlässt auch Andreas Ullrich das Füssener Kommunalparlament. Ein Nachfolger wird gesucht
VON HEINZ STURM
Füssen Es hört nicht auf: Andreas Ullrich ist bereits der sechste Stadtrat, der dem Füssener Kommunalparlament seit der Wahl 2014 den Rücken kehrt. Der Freie Wähler, Anfang 50, macht dafür gesundheitliche Gründe ausschlaggebend – und definitiv keine politischen. Wer für Ullrich nachrückt, ist noch offen, sagt Hauptamtsleiter Andreas Rist.
Der erste Nachrücker auf der Liste der FWF sei angeschrieben worden – man müsse abwarten, ob er das Amt annimmt.
Seit 2008 gehörte Ullrich dem Stadtrat an, damals hatte er sich auch um den Posten des Bürgermeisters beworben. Bei der Kommunalwahl sechs Jahre später hatte er 3368 Stimmen erhalten, das fünftbeste Ergebnis aller Kandidaten. Damals wurde er auch zum Dritten Bürgermeister gewählt – dieses Amt hatte Ullrich bereits Ende Juni dieses Jahres niedergelegt. Zur Begründung führte er unter anderem an, dass er aus gesundheitlichen Gründen etwas kürzer treten müsse. Allerdings hat der Rückzug vom Bürgermeister-Amt keine nennenswerten Verbesserungen für seine Gesundheit gebracht.
„Wenn es um die Gesundheit geht, führt Ignorieren ins Krankenhaus.“
Andreas Ullrich
„Aus dem Ruder gelaufen ist meine gesundheitliche Situation kurz vor der Eröffnung der WIR in Füssen 2017 mit dem sichtbaren Symptom einer Rosacea“, sagt Ullrich. Dieser chronisch entzündliche Zustand der Gesichtshaut erinnere ihn bei jedem Blick in den Spiegel, dass er etwas ändern müsse. „Daher habe ich in den letzten Monaten versucht, sukzessive Belastungen im Ehrenamt abzubauen – mit dem beruflichen Stress geht das nicht, da dieser dem Erwerb des Lebensunterhalts dient. “
Doch weder beim „Bund der Selbständigen“ (BdS) noch bei der Harmoniemusik habe sich jemand bereit erklärt, seine Ämter zu über- nehmen. Zudem hänge er mit Herzblut an beiden Einrichtungen. So „bleibt mir nur meine Stadtratstätigkeit als mögliche Stellschraube“, sagt Ullrich. Daher habe er am 13. September seinen Rücktritt vom Amt gegenüber Bürgermeister und Hauptamtsleiter erklärt.
Warum nicht bereits zur Stadtratssitzung am gestrigen Dienstag die Nachbesetzung vorgenommen wur- de, „entzieht sich meiner Kenntnis“. Denn es gebe auf den Nachrückerplätzen der Freien Wähler fähige Mitbürger, „die bereit sind, den Stab zu übernehmen, den ich abgeben möchte“. Ein Blick auf die Liste mit potenziellen Nachrückern zeigt; Auf den nächsten drei Plätzen stehen Hans- Jörg Adam, der langjährige Stadtrat Klaus Keller und Christine Fröhlich, die Vorsitzende der Freien Wähler Füssen.
„Wir wollen das so schnell wie möglich abhandeln“, versichert Hauptamtsleiter Rist. Anvisiert sei- en Verabschiedung Ullrichs und Vereidigung seines Nachfolgers für die Oktober-Sitzung. Zuvor müsse das übliche Prozedere ablaufen: Der erste Nachrücker wird angeschrieben und müsse in einer bestimmten Frist erklären, ob er das Amt im Stadtrat annimmt oder nicht. Lehnt er ab, wird der darauffolgende Kandidat angeschrieben – und so weiter. Das kann mitunter lange dauern, wie sich beim Rücktritt von Jörg Umkehrer (Grüne) gezeigt hatte:
Mit Winfried Gößler rückte erst der sechste mögliche Nachfolger in den Stadtrat nach. Bei den Freien Wäh-lern erwartet Rist aber eine deutlich schnellere Nachfolger-Lösung.
Und wer weiß: Vielleicht kehrt auch Andreas Ullrich wieder in den Stadtrat zurück. „Wenn die Ge- sundheit wieder hergestellt ist, habe ich im Hinterkopf, es 2020 noch ein- mal versuchen zu wollen“, sagt er. Denn die Tätigkeit im Stadtrat sieht er durchaus auch positiv: „Wir haben viele dicke Bretter gebohrt.“ Etwa bei der Ampel in der Luitpoldstraße, die nach jahrelangen Debatten nun installiert sei. Auch sei es in den vergangenen Monaten im Kommunalparlament „zunehmend besser gelaufen“ – umso mehr schmerze ihn nun sein Rücktritt. Doch betont Ullrich: „Die Gesundheit geht vor. “
Wer schon gegangen ist
Seit der FüssenerStadtratswahl2014 sind folgende Kommunalpolitiker zurückgetreten:
- Uli Pickl (SPD, Nachfolger: Georg Waldmann),
- Klaus Zettlmeier (CSU, Nachfol- ger: Peter Hartung),
- Dr. Hans-Martin Beyer (CSU, Nachfolger; Andreas Eggensber- ger),
- Gabriel Guggemos (Füssen- Land, Nachfolger: Christian Schneider),
- Jörg Umkehrer (Grüne, Nachfol- ger: Winfried Gößler).
- Sein Mandat gar nicht erst angetreten hatte aus gesundheitlichen Gründen Martin Lochbihler (CSU). Für ihn sitzt Michael Schmück im Gremium. (az)